Digipak CD

Hall of Thatch

  • Artikelnummer: TRI_606_CD
  • GTIN: 4260063946066
  • Kategorie: CDs
  • Erscheinungsdatum: 19.01.2018

Nein, die Apokalypse ist nicht das Ende der Dinge, sie ist Teil der Schöpfung und ein immanenter Vorgang im ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Ein evolutionäres „Weiter So“, das uns Erlösung vorgaukelt, gibt es nicht. Auch wenn uns Jerome Reuter alias ROME auf „Hall Of Thatch“ zunächst nur mit Stimme und akustischer Gitarre gegenübertritt, wird vom ersten Ton an klar: Hier beginnt etwas Neues. Wie ein mächtiges Gewitter zieht der Sound des Albums sich über den Pforten unserer Wahrnehmung zu. ROME ist wie Vergil, der den Hörer gleich Dante an die Hand nimmt und ihn durch die Sphären unserer Grundexistenz führt. Nur wären Kategorien wie Paradies, Hölle und Fegefeuer viel zu banal, um die Abgründe der Gegenwart zu beschreiben. „Hall Of Thatch“ hat eine große Wucht.
 
In der Vergangenheit nahm sich ROME hauptsächlich literarischer oder historischer Themen an, am besten in Kombination beider Aspekte. Jedes Album stand für sich, und doch ergab eines das andere. Auf „Hall Of Thatch“ verzichtet er zumindest vordergründig auf die bisherige Metaebene, um auf dem Umweg einer persönlichen Reise eine neue Metaebene zu finden. Die CD ist viel introspektiver und nachdenklicher. ROME steuert seine Barke auf einem dunklen Bewusstseinsstrom. „Auf den anderen zehn Alben nutze ich ja meist einen politischen, historischen oder philosophischen Kontext, um meine eigenen Querelen auszubreiten. Hier ist es mehr das Persönliche, aber eher auf metaphysischer, transzendentaler Ebene. Wohin passt der Körper im Bereich zwischen Geist und Welt? Es geht weder um Zeitgeschehen noch um Politik, sondern um einen Prozess von Erkenntnis, der noch lange nicht abgeschlossen ist.“

„Hall Of Thatch“ hat eine lange Vorgeschichte. Jerome Reuter hatte sich vor Jahren auf den Weg nach Vietnam begeben. Die Kultur und der Bezug zum Buddhismus faszinierten ihn ebenso wie die Lebensart der Menschen, die wirklich ein halbes Jahrhundert zuvor die Apokalypse erlebt hatten. In regelmäßigen Abständen gab er Konzerte im südöstlichsten Zipfel des asiatischen Festlands und fuhr im Anschluss auf dem Moped quer durchs Land. Er selbst nennt es seinen Field-Recording-Trip. Viele dieser Gesänge und Gebete fanden ihren Weg auf das Album und bildeten den Rahmen für die neuen Songs von ROME.

Nun heißt es ja immer, Buddhismus sei leicht. Bei aller Beschäftigung mit buddhistischen Gedanken ist „Hall Of Thatch“ trotzdem eine gregorianische Schwere eigen. Für Reuter besteht das buddhistische Element im erfolgreichen Kampf mit den eigenen inneren Dämonen. „Das Album ist nicht das friedvolle Endprodukt jenes Wesens, das man zu guter Letzt sein will, sondern es bringt den Kampf zum Ausdruck, der an diesen Punkt führt. In der Realität haben wir ja eher Schwierigkeiten loszulassen. Diese Verhandlung auf dem Weg von dem einen zu dem anderen Zustand versuche ich auf dem Album hörbar zu machen. Wo stehe ich, wer bin ich, wer will ich sein, wo will ich hin, und was muss ich dafür aufgeben? Die Songs sind die einzelnen Stationen dieser Reise. Der letzte Song ist friedlicher als die anderen. Da habe ich schon etwas erreicht. Es ist aber nicht der Gipfel des Mount Everest, sondern eher das Basislager. Über mehr kann ich nicht singen, denn weiter bin ich noch nicht.“

Um zu diesem Gipfel zu kommen, muss man manchmal durch die Hölle wie Dante an der Hand des Vergil. Der Grundton von ROME war schon immer massiv, doch so düster und wuchtig wie auf „Hall Of Thatch“ ging es noch auf keinem bisherigen Album des Projektes zu. Reuter räumt Lichtblicke ein, gibt aber auch zu, dass es diesmal kein Entrinnen gibt. Man kann sich in diese Musik nicht einfach fallen lassen. ROME vergleicht es mit einer satanischen Drehorgel, in die man reingeschmissen wird, ohne unbeschadet wieder rauskommen zu können. In dieser Hinsicht lässt sich das Album in eine Reihe mit Acts wie Wovenhand, Foetus, Swans oder Steve Von Till einordnen. Obwohl die neue CD auf den ersten Blick nichts mit aktueller Politik zu tun hat und schon gar kein Protestalbum ist, ergibt es doch einen sehr treffenden Soundtrack zu unserer Zeit. ROMEs Credo lautet, die Zeit der Banaliäten ist vorbei. „Die Musik ist frei von jeder Utopie oder anderen Werten,

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